Marsch in den Norden

Ruck zuck, mein Herz, heb die Beinchen an;
gib dir Müh‘ und halt durch, der Weg ist verdorben.
Reiß dich zusammen; sei ein ganzer Mann!
Morgen endlich, endlich, endlich sind wir gestorben.
Hinter der weiten Biegung dort lauert
der Kerl mit Kapuze und Sense aus Stahl;
Du weißt schon, der Typ, der uns überdauert,
sein Blick trunken vor Macht, die Lippen fahl.

Geh nach drüben und sag ihm: Heut‘ noch nicht, guter Mann! 
Pack dir jene, denen der Wille entflieht,
die zaudern und zögern - die sind heute dran,
die sich ständig fragen: »Warum mir das geschieht?«

Gib aber acht, mein Herz, auf die Wolkenheere,
die in strammer Formation die Lande umspinnen
schattenlos, als wär‘n `s Geister in frostiger Leere
die eifern, `nen Spukwettbewerb zu gewinnen.

Ungeliebt die Meilen, um die wir achtlos ringen,
unbezahlt die Plackerei für Leid, Leben, Tod.
Schau hin! Selbst der Trübnis kalte Klingen
stumpf gewetzt im wärmsten Abendrot.

Hättest du gedacht, dass die Sonne so flott,
den Tag im Schlepptau, von dannen rückt?
Hinter der Nacht wird uns des Henkers Schafott
Leib und Atem rauben, insofern das auch glückt.

Und wiederum kreuzt uns der Kapuzenkerl;
schwerkeuchend und bang tönt dein Atemstoß.
»Keine Bange«, sagt der, »mit wenig Wegverkehr
ist zu rechnen auf dem Pfad in den dämmernden Schoß.«

Fels, Fluss und Tal sind unsre heitren Gesellen,
leibhaftig und geifernd ihr friedloses Wehen.
Kein Gewissen, keine Furcht wird uns die Freude vergällen -
heb die Beinchen an, Schatz, wenn wir nach Norden gehen.